Reisebericht:
Studienfahrt nach Gouda 2017
Familie Büchner war mit der holländischen Stadt Gouda vielfältig verbunden: Onkel der Büchnergeschwister lebten dort und Wilhelm Büchners Frau stammte aus Gouda. Auch sind von Luise Büchner mehrere Besuche bei den Verwandten belegt.
Vom 14. bis zum 18. Juni 2017 führte die diesjährige Sommerexkursion der Luise Büchner-Gesellschaft, durchdacht und vorbereitet durch Peter Brunner und den holländischen Autoren und Übersetzer Jan Gielkens, in die Niederlande. Hauptziel der 21 TeilnehmerInnen war Gouda, ein malerisches holländisches Städtchen mit Grachten, verwinkelten Gassen und einem lebendigen Marktplatz, dessen bekannter Käsemarkt am 15. Juni bei einer lebendigen Stadtführung besucht wurde. Ein Schwerpunkt war die Besichtigung der Kirche Sint Jan mit ihren berühmten Glasfenstern, die uns von Paul Abels fachkundig erläutert wurden.
Der eigentliche Anlass für Gouda als Reiseziel war allerdings Familie Büchners holländische Verwandtschaft, besonders das Leben von Wilhelm Büchner (geb. in Reinheim 1780, gest. in Gouda 1855), dem Onkel der Geschwister Büchner. Wilhelm Büchner hat sich als Stadtarzt in Gouda große Verdienste erworben, insbesondere in der Stadthygiene, der Seuchenbekämpfung und der Einführung der Pockenimpfung. Nicht nur im Museum wird an ihn erinnert, auch unsere Stadtführerin wusste über ihn zu berichten.
Höhepunkt der Reise war der Besuch des Goudaer Büchnerhauses, das tatsächlich an der Stelle des ehemaligen Wohnhauses von Wilhelm Büchner steht. Peter Brunner hat darüber ausführlich berichtet (siehe BLOG „Neues aus Büchnerland“). Liebenswürdigerweise eingeladen vom Besitzer des Hauses, Khalid Boutachekourt., vermittelten Paul Abels und Jan Gielkens vor Ort Einblicke in die Familiengeschichte, bevor im Beisein der örtlichen Presse eine Erinnerungstafel enthüllt wurde. Hier lebten auch die beiden Pfungstädter Büchnerfrauen, Wilhelm Büchners Ehefrau Elisabeth Wilhelmine Frederika Büchner (geb. in Gouda 1821, gest. in Pfungstadt 1908) und Mathilda Büchner (geb. 1852 in Amsterdam, gestorben ebenfalls 1908 in Darmstadt), verheiratet mit Wilhelms Sohn Ernst zwischen 1876 und 1884. Die Ehe wurde geschieden.
An dem prall gefüllten Tag erlebten wir im Museum noch einen großartigen Vortrag über Leben und Werk Erasmus von Rotterdams von Hans Trapman, einem der fundiertesten Erasmuskennern überhaupt.
Am Freitag besuchten wir Rotterdam. Die sehr informative Stadtführung brachte uns vor allem die moderne Architektur und dynamische Stadtentwicklung dieser rasch wachsenden Handelsstadt nahe. Dazu passte der Besuch des beeindruckenden Kunstmuseums Boymans van Beuningen mit einer äußerst kompetenten Führung.
Am Abend hatten wir im Hotel in Gouda Britta Böhler zu Gast, die eigentlich ihr Buch Über Thomas Manns Entscheidung vorstellen sollte, in dem es um die wenigen Tage geht, in denen Thomas Mann 1936 seinen berühmten Brief gegen den Nationalsozialismus schrieb. Widrige Umstände machten aber leider eine Lesung unmöglich. Frau Böhler lieferte stattdessen spontan eine höchst ungewöhnliche Einführung in Politik und Leben in den Niederlanden. Die Buchpräsentation wird noch in diesem Herbst in Darmstadt nachgeholt.
Samstags besuchten wir Den Haag, den Regierungssitz. Wieder hatten wir eine gute Stadtführung und anschließend Gelegenheit, das Mauritshuis zu besuchen, ein 1644 errichtetes Adelspalais das, seit 1822 Museum, heute die königliche Gemäldegalerie mit einer einzigartigen Sammlung flämischer und holländischer Meisterwerke beherbergt.
Die Rückreise am Sonntag führte uns dann noch ins Haus Doorn, den Exilort von Wilhelm II, wo der offizielle Teil mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Orangerie endete. Ein längerer Reisebericht mit Bildern findet sich in Peter Brunners BLOG „Neues aus Büchnerland“:
Autor des Berichts: Peter Brunner