Darmstädter Echo, 19. 10. 2015
GEDENKEN Das Büchner-Grab auf dem Alten Friedhof würdigt nun auch die Schwester Georgs mit einer eigenen Tafel.
Am Samstagmorgen wurde der neue Grabstein von Mathilde Büchnerauf dem Alten Friedhof der Öffentlichkeit übergeben. Auch Mathildes Neffe Ernst und seine zweite Frau sind im Familiengrab bestattet.
Am Familiengrab der Büchners, unweit des Haupteinganges treffen sich an diesem Mor- gen Menschen, um mit einem Gedenkstein an Mathilde Büchner zu erinnern. Die Darmstädter Luise-Büchner-Gesellschaft sammelte die erforderliche Spendensumme für die Errichtung des Grabsteins. Dabei wurde ein historischer Stein vom Friedhofsamt zur Verfügung gestellt. Die Steinmetzmeisterin Ruth Andres gestaltete ihn nach dem Vorbild der Grabsteine der Eltern, die auch mit aufgearbeitet wurden. Der Gedenkstein von Mathilde ist nun vor dem Denkmal von Luise und zwischen den Steinen der Eltern angeordnet.
Still, aber selbstbewusst
Agnes Schmidt, Vorsitzende der Luise-Büchner-Gesellschaft, würdigte das Leben der Mathilde Büchner, die am 30. August 1888 starb. Sie gilt als die Stille, am wenigsten Bekannte der Familie. Tatsächlich war sie wohl auch eine selbstbewusste Frau. Während ihre fünf Geschwister in der Öffentlichkeit standen und in der Geschichte Darmstadts und der Welt eine wichtige Rolle spielten, blieb sie immer im Hintergrund. Sie wurde als zweitältestes Kind des Arztes Ernst Büchner und seiner Frau Louise Caroline Büchner am 20. April 1815 in Goddelau, vor 200 Jahren, geboren. Die Grabsteinübergabe fällt genau auf den 202. Geburtstag ihres Bruders Georg.
Die Büchner-Kinder wuchsen in Darmstadt auf. Während ihr Bruder Georg das Gymna- sium besuchte, erhielten Mathilde und ihre sechs Jahre jüngere Schwester Luise eine einfache Schulbildung. Der Zusammenhalt zwischen den Geschwistern war immer erstaunlichen groß. Ludwig und Luise Büchner haben 1850 die Schriften von Georg veröffentlicht, trugen viel zur Erinnerungsarbeit bei. „Die größte Leistung von Mathilde war natürlich die Betreuung der jüngeren Geschwister“, sagt Schmidt.
Der jüngste Bruder Alexander beschreibt sie als sehr aufopfernd, nennt sie eine zweite Mutter. Sie war immer präsent für ihre Geschwister und die letzte, die den früh verstorbenen Georg lebend sah. Während in Goddelau seit 1994 eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der Hospitalstraße an Mathilde erinnert, gab es bislang in Darmstadt kein Denkmal für sie.
Peter Brunner schilderte den Lebensweg von Ernst und Mary Büchner, die in derselben Grabstätte bestattet wurden. Ernst promovierte wie sein Vater Wilhelm Büchner als Chemiker, ging zurück nach Pfungstadt, wo er 1882 das Familienunternehmen leitete. Zwischen der Scheidung von seiner ersten Frau 1884 und der Heirat seiner zweiten Frau Mary von Ferber 1885 in Berlin war Ernst Büchner schwer erkrankt. 1892 kam es zur Schließung des Betriebes in Pfungstadt.
Das nächste Projekt der Luise-Büchner-Gesellschaft ist ein Denkmal für ihre Namensgeberin, die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Luise Büchner. Es soll zum 150. Jahr der Gründung der Darmstädter Alice- Frauenbewegung 2017 aufgestellt werden. Hierfür wird es Benefizveranstaltungen geben. Am 200. Geburtstag von Luise Büchner am 12. Juni 2017 soll das Denkmal errichtet werden.