Reisebericht:
Studienfahrt nach Zürich 2019
Bestens vorbereitet durch die großartige Erzählung von Agnes Schmidt (Luise Büchners Reise nach Zürich im Juli 1875, Darmstadt 2011) startete eine Gruppe unserer Gesellschaft am 13. Juni die Studienreise nach Zürich am Darmstädter Hauptbahnhof. Sicherlich war die Anreise nicht so beschwerlich wie zu Luise Büchners Zeiten, dennoch hatten wir erhebliche Verspätung und erreichten erst am späteren Nachmittag das Hotel Martha im Zentrum von Zürich.
Bereits um 17:00 Uhr begann unser erster Programmpunkt. Frau Jeanne Pestalozzi, Verwaltungsrätin des Hotels, gab uns einen kurzen aber sehr eindrucksvollen Einblick in die Geschichte unserer Unterkunft, ehemals ein reines Frauenhotel vor allem auch für junge Mädchen, deren Ursprünge in das 19. Jahrhundert zurückreichen.
Ein Vortrag von Frau Martina Kuoni (LITERATURSPUR) führt uns dann mit einer Tour d’horizon zum „Aufbruch der Frauen in Zürich im 19. Jahrhundert“ in die rechtliche und gesellschaftliche Situation von Frauen in der Schweiz ein. Wir lernten die unterschiedlichen Aktivitäten der Frauenvereine, die damaligen Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen, die Initiativen im Zeichen der Frauen sowie herausragende Persönlichkeiten der damaligen Zeit kennen.
Am Freitag vormittags begann dann mit Frau Kuoni der Rundgang „den Frauen folgen“ auf den Spuren bedeutender Frauen die in Zürich lebten und arbeiteten. So lernten wir auf eindrucksvolle Weise besondere Orte und ihre Geschichte kennen, erfuhren zum Beispiel etwas über die ersten Studentinnen an der Universität, die ersten promovierten Frauen (Marie Heim-Vögtlin, Caroline Farner), Juristinnen (Emilie Kempin-Spyri), Historikerinnen (Meta von Salis) und auch über die wenigen damals aufgeschlossenen Männer (Fritz Brupbacher; Arzt, Sozialist, Schriftsteller) Ein Ausblick ins 20. Jahrhundert (1916 Gründung des Cabaret Voltaire, Exilanten in Zürich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) rundete den Spaziergang ab.
Die ExkursionsteilnehmerInnen_
Foto: Heinrich Dieckmann
Am Nachmittag gab es dann eine Bootsfahrt auf dem Zürichsee. Begleitet wurde sie von der Züricher Historikerin Verena Müller, die uns auf eindrucksvolle Weise das Leben von Marie Heim-Vögtlin (1845 bis 1916), der ersten praktizierenden Ärztin der Schweiz in Zürich, erläuterte. Luise Büchner lernte sie 1875 während ihres Besuchs in Zürich kennen. In einem Artikel in der Zeitschrift „Frauenanwalt“ berichtete sie über ihre Begegnung mit dieser Pionierin des Frauenstudiums . Frau Müller begeisterte die Zuhörerinnen durch ihren lebhaften und kenntnisreichen Vortrag, sicherlich einer der Höhepunkte der Zürichreise.
Abends trafen wir in den Räumen der Bibliothek der „Freunde von Georg Büchner -Linksbüchnerianer“ die Schweizer Schriftstellerin Nadji Abondji. Sie hielt einen sehr engagierten Vortrag über Rosa Luxemburg, die vom 1889 bis 1897 in Zürich studierte.
Am Samstag besuchten wir unter der Führung von Dr. Stefan Howald das Haus in der Spiegelgasse, wo Georg Büchner von Herbst 1836 bis zu seinem Tod am 19. Februar 1837 lebte. Während eines Rundgangs durch die Altstadt stellte uns Herr Howald auch einige Zeitgenossen von Büchner und andere bedeutende Persönlichkeiten wie z. B. Lenin vor, die sich als Emigranten in Zürich aufhielten. Am Nachmittag hatten wir dann Gelegenheit Fraumünster zu besuchen.
Höhepunkt unserer Reise war sicherlich der Besuch am Grab von Georg Büchner auf dem Rigiblick. Dort erinnerten wir an den großen Dichter und den Besuch der Familie anlässlich der Gedenkfeier am 4. Juli 1875 und legten ein paar Blumen ab.
An Georg Büchners Grab
Foto: Swantje Brunner
Als unterhaltsamen Abschluss gab es dann im Theater Rigiblick den Besuch von „Tribut to The Beatles: The White Album“, das uns alle sehr begeisterte.
Der Sonntag Vormittag stand zur freien Verfügung. Es gab die Möglichkeit zum Besuch eines reformierten Gottesdienstes, des Schweizer Nationalmuseums oder eines Abschiedsbummels durch die Stadt oder an der Limmat vor der Rückreise nachmittags nach Darmstadt.
Autor des Berichts: Heinrich Dieckmann